Ja, ich bin Christ

Auf dem Weg zur Arbeit fuhr ich einem Auto hinterher. Das ist ja etwas sehr alltägliches, aber beim Halten an der Ampel konnte ich den folgenden Spruch lesen: „Ich wollte lieben und lernte zu hassen.“ Darunter klebte, wesentlich kleiner, aber klar erkennbar ein Aufkleber mit unserem Fisch und zwei Greifvögeln. Es waren sehr viele Gefühle, die in mir plötzlich emporstiegen. Angst war auch dabei, nämlich demjenigen zu begegnen, der so eine Aussage durch die Erzgebirgswelt fährt. Was würde ich ihm sagen? Würde ich ihm sagen, dass ich einer von der „Vogelfuttergruppe“ bin?

Diese Begebenheit fiel mir gleich ein, als ich den Monatsspruch las:

Ich schäme mich des Evangeliums nicht. Es ist eine Kraft Gottes,
die jeden rettet, der glaubt.
1. Römer 1,16

Irgendwie bin ich froh, dass ich es nicht erleben muss bzw. dass ich manch unliebsamer Konfrontation aus dem Weg gehen kann. Vielleicht geht es euch ähnlich, lieber unerkannt bleiben, lieber grau statt schwarz oder weiß. Und es soll keine Entschuldigung werden, aber so sind wir nun mal auch gern. Wir nennen es Selbstschutz oder „Mit der Zeit gehen“. Ich hoffe und bete auch für mich, dass Gott mir die Kraft gibt, mich nicht zu schämen, wenn es darauf ankommt. Und ich spüre in mir sehr deutlich, dass da etwas gewachsen ist, was ich so schnell nicht mehr hergebe! Wer für sich angenommen hat, dass Jesus ihn von ganzem Herzen liebt, der wächst und wird stärker, besonders wenn der Freund Jesus angefochten wird. Das habe ich schon erlebt. Und in diesem Vers steckt auch eine große  Verheißung, durch Christus werden alle gerecht, die glauben. Diese Gewissheit sollte uns nicht beschämen, sondern antreiben. Wir können füreinander etwas tun! Zum Evangelium gehört vor allem auch die Nächstenliebe und eine „liebevolle Begegnung“ geschieht ohne Scham. Die Begegnungen in der JG sind und dürfen immer wieder neu von der Nächstenliebe geprägt sein. Hier darf man vergeben und Vergebung auch erproben, oder gar erlernen. Wir sollten uns immer dann schämen, wenn uns dieser „Liebesdienst“ schwer fällt oder nicht gelingt. Wir sollten uns schämen, wenn man uns lieben wollte und nur das Hassen gelernt wurde. Ich sehe uns in der Pflicht, denn Christ sein heißt eben auch, sich nicht dafür zu schämen, dass wir Ja zu einem Gott sagen, der so viel mehr Liebe für die Welt hat, als wir uns das je vorstellen könnten.

Wer sich geliebt fühlt, schämt sich immer weniger.

Euer Thomas